Gerne möchten wir auf diesem Blog die Arbeit der ehemaligen FATAL-Teams bekannt machen und euch zeigen, mit welchen spannenden Themen sich die Fatalistinnen* bereits beschäftigt haben. In regelmäßigen Abständen werden nun Ausschnitte alter Mädchen-Mails veröffentlicht. (Mädchen-Mails sind das Format des inhaltlichen Inputs des FATAL gewesen, bevor im Jahr 2019 auf diesen Blog umgestellt wurde. Bis dahin gab sich die GCL-MF und damit auch das FATAL jedes Jahr ein bestimmtes Jahresthema.)
Um einen Anfang zu machen, habe ich (Caro) euch den nachfolgenden Beitrag aus der Winter-Mädchen-Mail (MM) 2014 zum Jahresthema „Frauen in den Weltreligionen“ rausgesucht. Unten könnt ihr die gesamte MM downloaden. Sofern ihr Zugriff auf die J-GCL-Cloud habt, findet ihr dort alle anderen MM. (siehe Thematische Arbeitshilfen und Konzepte | Zweiverbandlichkeit Mädchen*- und Frauen*arbeit | MädchenMails von 2008 bis 2018)
Argumentationshilfe für Gleichberechtigung
Dass Frauen und Männer gleichberechtigt sein sollten, steht außer Frage. Dennoch fällt es in manchen Situationen schwer, auf eine Frage oder Aussage genau das Richtige sagen zu können. Abgesehen von ganz vielen spezifischen Argumenten gibt es ein Argument, das alles, was gegen Gleichberechtigung spricht, sofort als verfassungswidrig entlarvt:
Unser Grundgesetz gibt eine ganz einfache Antwort darauf, wie der Staat zu dem Thema steht:
Art 3 GG:
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes […] benachteiligt oder bevorzugt werden. […]
Um aber auch spezifischer antworten zu können, haben wir für euch typische Fragen / Aussagen gesammelt und uns überlegt, was wir darauf sagen würden:
Was soll die ständige Diskussion um Gleichberechtigung?
- Gleichberechtigung ist noch nicht so vorhanden, wie sie es sein sollte!
- unterschiedliche Gehälter
- Wertung durch unterschiedliche Bezahlung von frauen- und männerdominierten Berufen
- Frauen verdienen durchschnittlich 22% weniger als Männer
- Wenige Männer in Elternzeit, Pflege und Haushalt (traditionelle Geschlechterrollenaufteilung benachteiligt in manchen Punkten auch Männer)
- wenige Frauen in Leitungs- und damit Gestaltungs-/Entscheidungspositionen, z.B.: Wirtschaft, Politik, Medien und wissenschaftlich/technische Berufe
- Formal gibt es die Gleichberechtigung, aber die Realität sieht anders aus! Grund dafür sind subtile Mechanismen und patriarchale Haltungen, die noch immer in den Köpfen der Leute bestehen.
Frauen fühlen sich nicht benachteiligt!
- mangelndes Hinterfragen und Reflektieren der Rollenverteilung
- Erziehung, Elternhaus und persönliche Lebenserfahrung
- teilweise sind sie es auch nicht mehr; Frage der Generation, Schichtzugehörigkeit usw.
- manchmal mangelnder Blick für strukturelle Zusammenhänge und Mechanismen, die jenseits individueller Bemühungen und Leistungen wirken
Warum ist Gleichberechtigung so wichtig?
- Frauen und Männer, Mädchen wie Jungen profitieren davon.
- Frauen und Männer sollten ihre Fähigkeiten, die sie haben, möglichst uneingeschränkt, d.h. ohne festgeschriebene Geschlechterrollengrenzen, entwickeln und leben können, – persönlich wie beruflich
- Gleiche Leistung verdient gleiche Entlohnung
- In der Regel frauendominierte Berufe (z.B. im sozialen Bereich) sind genauso wichtig für unsere Gesellschaft wie von Männern dominierte. In einer kapitalistischen Gesellschaft bedeutet geringeres Gehalt aber auch eine geringere Wertschätzung gegenüber der geleisteten Arbeit.
- Männer und Frauen haben jeweils eigene Eigenschaften, Ideen und Stärken, die zusammen genommen das beste Ergebnis erzielen.
Trotz der noch mangelhaften Gleichberechtigung ist es schön, dass sich vieles auf diesem Gebiet getan hat. Ziel sollte es sein, weder das eine noch das andere Geschlecht zu benachteiligen bzw. zu bevorzugen. Und wir dürfen nicht vergessen, dass die Situation in Deutschland und Europa sowieso nicht mit der in den meisten anderen Ländern der Welt vergleichbar ist. Wichtig ist, dass Gleichberechtigung nicht nur gesetzlich „verordnet“ wird, sondern dass sich das Denken der Menschen verändert, sodass sowohl Frauen als auch Männer die gleichen Chancen und vor allem die Freiheit haben, zu wählen. Das macht die tatsächliche Gleichberechtigung aus!
In den J-GCL wird vor allem durch unsere Zweiverbandlichkeit auf die Unterschiede innerhalb wie zwischen den Geschlechtergruppen hingewiesen, sowie auf die Chancen, die sich daraus ergeben geachtet.
„GCL-MF und GCL-JM streben an, die je eigenen Themen und Sichtweisen gemeinsam zu diskutieren, mit Rollen(-verteilungen) zu experimentieren, dadurch den Horizont zu erweitern und dementsprechend zu handeln. So wird zwischen den Verbänden ein gleichberechtigteres Miteinander eingeübt, welches auch über J-GCL und J-GCL-Zeit hinaus in Schule, Gesellschaft und Kirche hineinwirken und sich bewähren kann.“ (“Profil der J-GCL”, Abschnitt zu “Zweiverbandlichkeit”)
Anmerkung: Im Text werden die Begriffe Mädchen, Frauen, Jungen und Männer mal mit Sternchen (*) und mal ohne verwendet. Das liegt daran, dass 2014 die Diskussionen um geschlechtliche und sexuelle Vielfalt noch nicht in dem Maße geführt worden sind wie heute und sie daher auch noch nicht die Schreibweise prägten.