Da konkrete Ausüben des Wahlrechts durch Frauen* feiert dieses Jahr in Deutschland sein 100. Jubiläum. Im Zeitraum von 1906 bis 1948 wurde in fast allen westeuropäischen Staaten das Frauen*wahlrecht eingeführt – nur in der Schweiz und in Lichtenstein deutlich später (1971 bzw. 1984). Am 19. Januar 1919 konnten dann deutsche Frauen* tatsächlich zum ersten Mal wählen gehen.
Der Film „Die göttliche Ordnung“ wurde in der Schweiz gedreht – zum Teil im Kanton Appenzell Innerrhoden, welcher als letzter (gezwungen durch den Entscheid des Bundesgerichts) 1990 das Frauen*wahlrecht auch auf Kantonsebene einführte.
Der Film spielt in einem Dorf, an dem die politischen Bemühungen der Frauen* in der Schweiz vorbeigehen und Emanzipation als Fluch und Schritt gegen die göttliche Ordnung angesehen wird. Man erfährt von verschiedenen Frauen* im Dorf, welche durch die Macht der Männer* unterdrückt werden.
Da ist einerseits Nora, die Hauptfigur des Films. Sie* möchte gerne wieder arbeiten gehen, da ihre* Kinder nun schon älter sind und den ganzen Tag in der Schule. Doch ihr* Mann*, Hans, ist dagegen und erklärt ihr*, dass das Gesetz vorschreibt, dass sich die Frau* um die Kinder und den Haushalt kümmert und sie* deshalb nur mit Zustimmung des Ehemanns* arbeiten gehen dürfte.
Auch Noras Nichte* Hanna wird von ihren* Eltern kleingehalten. Sie* raucht Cannabis und hat Bekanntschaft mit mehreren Männern* (was zu dieser Zeit absolut verpönt war). Als sie* versucht, von zuhause abzuhauen, weil ihr* alles zu viel wird, lässt ihr* Vater sie* in eine Erziehungsanstalt einweisen. (Ihre* Mutter* hat hier nicht mitzureden.)
Als Nora anfängt, zu begreifen, dass das Gesetz sie* tatsächlich in ihrer* Freiheit einschränkt und sie* deshalb doch FÜR das Frauen*wahlrecht ist, steigt Vroni, die ehemalige Wirtin* des Gasthauses als Erste* mit ein. Vroni hatte das Wirtshaus alleine geleitet, doch als ihr* Ehemann* starb und sie* erfuhr, dass er* ihr* Geld veruntreut hatte, musste sie* ihr* Wirtshaus verkaufen und bei ihrer* Tochter* einziehen. Mit dieser Situation sind beide sehr unzufrieden.
Die Situation im Dorf ändert sich nach einer Informationsveranstaltung, die Nora mit ein paar Verbündeten organisiert. Nach dieser ernüchternden Veranstaltung tauchen immer mehr Frauen* auf, die im Grunde doch für das Wahlrecht sind und bisher einfach darauf vertraut haben, dass ihre* Männer* schon das Richtige tun werden. Die Konsequenz: Die Frauen streiken.
Letztendlich wissen wir alle wie es ausgeht, denn die Frauen* in der Schweiz dürfen mittlerweile alle wählen und sich politisch engagieren.
Trotzdem bin ich schockiert, dass noch vor 40 Jahren solche Verhältnisse in einem Land – welches eigentlich als Vorreiter in der Demokratie gilt – geherrscht haben.
Andererseits bin ich beeindruckt, denn die Frauen* haben nicht aufgegeben, sind auf die Straße gegangen, haben gestreikt und haben den Männern* bewusst gemacht, dass auch Frauen* eine Meinung haben und das Recht, diese zu äußern.
Ich finde den Film sehr sehenswert, weil er nicht nur einen guten Einblick in die Situation der Frauen* in der Schweiz vor 1971 gibt, sondern weil er Mut macht, die eigene Meinung kundzutun, auch wenn man denkt, man ist damit alleine. Denn oft finden sich doch Menschen, die derselben Meinung sind und manchmal entwickelt sich daraus eine Bewegung, die tatsächlich etwas ändern kann.
Also, Mädchen* und Frauen*, geht raus in die Welt, tut eure Meinung kund und ändert die Welt!
Rebecca