Die Fashionindustrie und wie wir es besser machen können

„Mädchen lieben shoppen!“ Zahlreiche Filme, Bücher und Magazine behandeln dieses Klischee. Auch in Zeitschriften für die Jüngsten wird schon vermittelt: Du musst gut aussehen! Seitenlang werden Trends beworben, Tipps zum Verhüllen der Speckfalten oder zum Größerwirken gegeben und die Fashion-Fauxpas der Stars aufgezeigt. Dazu gibt es gleich das passende Kleidungsstück unter dem Bild vorgeschlagen. Für Social Media gilt dasselbe. Kaufen, wegwerfen, den Trends hinterher rennen.. Ständiger Konsum und Reduktion auf das Äußerliche scheint der einzige Weg ins Glück zu sein.

Warum du mit einem übertriebenen Kaufverhalten der Umwelt, dir und Frauen auf der ganzen Welt schadest, kannst du hier lesen:

Baumwolle: Ein tolles Produkt?

Kleidung aus Baumwolle gilt als qualitativ hochwertig, saugfähig und angenehm auf der Haut. Dabei wird oft vergessen unter welchen Bedingungen für Umwelt und Menschen sie angebaut wird. Sie wächst in trockenen Gebieten rund um den Aralsee. Sie gehört zu den Pflanzen mit dem höchsten Wasserbedarf, deshalb pumpen Landwirt*innen bis zu 17.000 Liter Wasser pro Kilogramm Baumwolle in den Boden. In dieser sehr trockenen Region wird Wasser immer knapper. Der Aralsee schrumpft seit den 60er Jahren um mehr als 75 Prozent. Andere Pflanzen können kaum noch wachsen und Menschen und Tieren fehlt die Lebensgrundlage. Auch der Einsatz von Pestiziden ist zu einem erheblichen Problem geworden. Sie töten Schädlinge ab und sorgen für eine sogenannte „Notreife“. Dabei erhöht sich die Masse der Baumwolle um einiges, jedoch bleiben Rückstände in den Pflanzen zurück und bieten ein erhöhtes Risiko für alle Arbeiter*innen in der darauffolgenden Verarbeitungskette. Ein weiteres Problem ist die Armut. Insgesamt 100 Millionen Menschen sind im Baumwollanbau tätig, davon 70 Millionen Frauen. Hungerlöhne und 14- Stunden-Schichten sind nicht unüblich. Rund 35 Prozent der Arbeiter*innen sind Analphabet*innen.

Sumangali: Die unglückliche Braut

Die Ehe hat in Indien einen hohen Stellenwert, denn sie sichert die Frau finanziell und sozial ab. Nur eine verheiratete Frau kann eine glückliche sein – eine Sumangali. Das nutzen Anwerber der Spinnereien aus. Besonders vermehrt im südlichen Tamil Nadu sprechen sie arme Familien außerhalb des Kastensystems an und versprechen ihnen Ausbildung, Arbeitsverträge, Unterkünfte und Geld für eine Mitgift, um eine Sumangali werden zu können. Doch leider sieht die Realität ganz anders aus. Die nicht älter als 14 Jährigen Mädchen arbeiten meist ohne Arbeitsvertrag mit individuell ausgehandelten Stundenlöhnen über 12 Stunden am Tag. Verbalen und sexuellen Übergriffen ihrer Vorgesetzten sind sie schutzlos ausgeliefert. Die Unterbringungen, Ernährung und medizinische Versorgung sind völlig unzureichend. Der Baumwollstaub und die Pestizide rufen Krankheiten hervor. Auch Staub vom quarzhaltigen Sand beim Sandstrahlern der Used-Look-Kleidung kann sich in den Lungen festsetzen. Die meisten Arbeiterinnen haben schwere Atembeschwerden oder die unheilbare Krankheit Silicose.

Auch die Sicherheit in den Fabriken ist nicht gegeben. Als am 24. April 2013 in Dhaka ( Bangladesch ) ein solches Gebäude einstürzte, war der Aufschrei groß. Etwa 1200 Menschen kamen dabei ums Leben, weitere 2000 wurden schwer verletzt. Zum ersten Mal wurde die Presse, und damit die gesamte westliche Bevölkerung, auf die katastrophalen Umstände aufmerksam. Leider veränderte es kaum etwas. Der Wirbel legte sich schnell wieder und hinterließ Tausende Arbeiterinnen ohne veränderte Arbeitsbedingungen. Die Regierungen der betroffenen Länder sind auf das Geld dieser wichtigen Industrie angewiesen und können deshalb kaum etwas bewirken. Deshalb liegt es an uns Konsument*innen, etwas zu ändern.

Auch beim Färben der Textilien werden giftige Chemikalien verwendet, die die Umwelt und Gesundheit aller weiter gefährden. Das Grundwasser in Produktionsländern ist größtenteils vergiftet. Dazu kommt ein enormer Co2 Austoß, beispielsweise durch den Transport. Angekommen im Zielland werden giftige Bestandteile und Mikrofaser-Plastikteilchen beim Reinigen aus der Kleidung gewaschen und gelangen so auch in unser Grundwasser.

Kaufen löst Glücksgefühle in uns aus und wird für viele zur Angewohnheit. Die günstigen Preise in der Textilbranche unterstützen dies.Zusätzlich fühlen sich viele Mädchen dem Druck ausgesetzt, immer perfekt aussehen zu müssen.

Das alles ist seit Langem bekannt und dennoch können nur wenige auf Konsum verzichten. Einkaufen gehen macht den meisten Spaß und daran ist auch erstmal nicht Verwerfliches.

Und dabei soll Mode doch vor allem eines: Spaß machen und das Selbstbewusstsein stärken!! Denn eins ist klar, du bist wunderschön!

Damit unter deinem Styling niemand leiden muss gibt es hier ein paar Tipps für Alternativen:

1. Kleidungsstücke die nur kleine Mängel haben zum*zur Schneider*in bringen.

2. Kleidertauschpartys veranstalten und mit Freund*innen tauschen kann inspirieren und Lust auf Mode machen

3. Secondhand-Liebe! Vintage ist in. In fast jeder Stadt gibt es Second Hand Läden, sonst findest du auch online tolle, gebrauchte Kleidung.

4. Fair kaufen. Online Shops und kleinere Läden vertreiben tolle Sachen.

5. Kleidung für Anlässe (Abiball etc.) leihen, dafür gibt es besondere Läden, in manchen Ballmodengeschäften ist es auch möglich.

Liebe Grüße, eure Freya