GNTM – Germany’s Next Topmodel

Germany´s Next Topmodel – Alle kennen es, viele lieben es. Doch wie gut kommt das weibliche Geschlecht hierbei eigentlich weg? Immer mehr Kritik erntet „Modelmama“ Heidi Klum. Ihre Sendung sei sexistisch und zu viele Mädchen nähmen sich ein Vorbild an ihren Kandidatinnen. 

Zuerst einmal muss man jedoch betonen, dass die Teilnehmerinnen freiwillig an der Castingshow teilnehmen. Sie wissen relativ gut, was auf sie zukommt. Zumindest wissen sie über das Bescheid, was sie über den Sender mitbekommen. Die meisten von ihnen verfolgen GNTM selbst schon seit ihrer Kindheit. Wie sie allerdings vom Sender dargestellt werden, liegt nicht in ihrer Hand und sie haben kaum Einfluss auf ihr eigenes Erscheinungsbild. Dass man in 3 Monaten, in denen man mit fremden Mädchen zusammen ist, auch mal die innere Zicke erwecken lässt, ist denke ich jeder verständlich. Charaktere sind verschieden und man kommt nun mal nicht mit jeder klar. Allerdings ist es einzig und allein die Entscheidung von ProSieben, welche Seiten der Mädchen die Zuschauer*innen zu Gesicht bekommt. Dadurch entstehen recht schnell Rollenbilder in den einzelnen Staffeln. So war Simone dieses Jahr z.B. „die Heulsuse“, Vanessa „die Eingebildete“ oder Lena „die Aggressive“. Klar, haben die Kandidatinnen alles, was ausgestrahlt wird, genauso auch gesagt, jedoch sind es oft nur einzelne aus dem Kontext gerissene Fetzen. In der diesjährigen Staffel sollten eigentlich vier statt drei Mädchen in das große Finale einziehen. Vanessa jedoch verzichtete überraschenderweise auf den Einzug. Grund dafür war, so wird vermutet, dass sie nicht zufrieden mit ihrer Darstellung in der Sendung war.         

Eine viel größere Problematik sehe ich allerdings bei den GNTM-Zuschauerinnen. Speziell meine ich die jüngeren Mädels im Alter von ca. 12-16 Jahren. In dieser Zeit stecken die meisten mitten in der Pubertät. Hadern viel mit sich selbst, ihrem Aussehen und vor allem ihrem Körper. Und dann kommt auf einmal dieses weltberühmte Supermodel Heidi Klum um die Ecke und castet die „hübschesten Mädchen Deutschlands“. Und schwups, wird ein Schönheitsideal vermittelt. Wobei sich die Show in der Hinsicht deutlich verbessert hat. Die benötigten Modelmaße von 90-60-90 cm (Umfang von Hüfte – Taille – Brust) werden als solche nicht mehr vorausgesetzt. Immer mehr Curvy Models steigen in die Model Branche ein. Diese Staffel trug jedoch keines der Mädchen über Kleidergröße 36. Dafür gab es in den vergangenen Jahren Curvy Models, die es umso weiter schafften. Eine Mindestgröße von 1,70m blieb jedoch auch dieses Jahr bestehen. Nur in seltenen Fällen schafften es auch kleinere Kandidatinnen.

Nun aber zu der Frage, ob die Show denn sexistisch ist oder nicht. Zuerst einmal ist GNTM auch schlicht und ergreifend ein leichtes Ziel. Ob eine Kleidungsmarke privat Models für einen Job castet oder Heidi dies in aller Öffentlichkeit tut, macht natürlich einen klaren Unterschied. Und dass die Sendung ihr Hauptaugenmerk auf das Aussehen der Models legt, steht außer Frage. Aber das ist nun mal der Kern dieses Berufes. Jetzt kann man natürlich über den Beruf streiten und ob es überhaupt als ein solcher angesehen werden sollte. Aber wieso sollte er es denn nicht? Steht das nicht im absoluten Widerspruch zu eigentlichen feministischen Werten? Selbstbestimmung beispielsweise.  Tatsache ist, dass die Mädchen sich bewusst für diesen Job entscheiden, in dem Äußerliches eben eine wichtige Rolle spielt. Es wird sich z.B. beschwert, wenn ein Jury Mitglied den Körper einer Kandidatin (positiv) kommentiert. Ich denke, dass es da, und ausschließlich da in Ordnung geht, wo eine Frau einwilligt, nach ihrem äußeren Erscheinungsbild beurteilt zu werden. Überall dort, wo andere Dinge zählen, seien es akademische, sportliche oder sonstige Leistungen, ist die Beurteilung von Äußerlichkeiten tabu. 

Zum Schluss möchte ich sagen, dass es die freie Entscheidung einer jeder einzelnen Frau ist, ob sie an einer Castingshow wie GNTM teilnimmt oder nicht. Darüber zu diskutieren, ob das nun der richtige oder der falsche Beschluss war, steht uns nicht zu. Es ist ihr Körper, ihr Leben, ihre Entscheidung. Was wir persönlich davon halten, ist wieder eine andere Sache. Was wir allerdings sehr wohl in der Hand haben, ist ob wir uns von einer solchen Sendung beeinflussen lassen oder nicht. Diese Gefahr besteht nämlich durchaus. Doch an der Stelle sag ich nur: Jede von uns ist auf ihre eigene Art und Weise  wunderschön, egal ob dick, ob dünn, groß oder klein, kurzes oder langes Haar. Ich weiß, ich weiß, das kriegt man ständig zu hören, aber man muss sich diese Aussage verinnerlichen. Den Begriff „schön“ hat auch nur irgendwann mal irgendwer erfunden. Definieren tut ihn jede für sich selbst. Wenn ihr also der Meinung seid, ihr habt das Zeug dazu, Model zu werden: Lasst euch da nicht rein fuschen, nur weil die Modelmama meint, ihr wärt nicht passend für diesen Beruf. Wer sagt, dass ich mit meinen 1,60m nicht eines Tages die Laufstege dieser Welt rocke?

Eure Anna