Frauen wählen? – Ja, klar!

Als Kind des 21. Jahrhunderts ist es für mich selbstverständlich, dass Frauen wählen gehen, gewählt werden oder politisch partizipieren. Dass wir dieses Recht lange nicht hatten, haben die meisten von uns schon längst verdrängt. Frauen wählen – Ja, klar! Das Wählen von Frauen ist selbstverständlich geworden, dankbar sind wir dafür selten, eher beschweren wir uns darüber, wie schlecht die Politiker*innen alle seien und gehen aus Unzufriedenheit nicht mehr wählen oder wählen irgendeine Partei. So wählten bei der Bundestagswahl 2017 nur 76% aller wahlberechtigtenFrauen und nicht 90,2% wie im Rekordjahr 1972. Circa 25% haben also ihre Chance vertan, Anteil an der Politik zu nehmen, obwohl das Wahlrecht für sie doch so hart erkämpft war. 

1918, nach dem ersten Weltkrieg, wurde das Frauen-Wahlrecht in Deutschland eingeführt, 1919 durften das erste Mal alle Personen ab 20 Jahren wählen und das Parlament bestand fast zu 10% aus Frauen. Ein Ergebnis, das in den nächsten 65 Jahren nicht mehr getoppt wurde. Leider!

Politik ist immer noch männerdominiert. So auch damals zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Großbritannien, wo die 24-jährige fiktive Figur Maud Watts des Films „Suffragette – Taten statt Worte“ aus dem Jahr 2015 mit ihrem Ehemann und Kind lebt. Sie kommt aus der Arbeiter*innenschicht und ist, seitdem sie eine Jugendliche ist, in einer Wäscherei tätig. Für ihren Chef sind Frauen nur Objekte, die er behandelt, wie er will. Ihre Lebensführung entspricht dem klassischen Frauenbild zur Zeit der Industrialisierung: Maud arbeitet, kümmert sich um den Haushalt sowie um die Bedürfnisse ihres Kindes und ihres Mannes. Eigentlich ist sie glücklich, bis sie eines Tages zufällig in einen Aufstand der Suffragetten, der Kämpferinnen für das Frauenwahlrecht, hineingerät. Sie beginnt ihre Einstellung zum Geschlechterbild der Zeit zu überdenken und rutscht durch verschiedene Zufälle immer tiefer in diese Frauenbewegung hinein. Das Frauenwahlrecht zu erlangen, wird zu ihrem Lebensziel und dafür muss sie einiges auf’s Spiel setzen: ihre Familie, ihren Beruf und ihre Unschuld vor dem Gesetz.

Dafür gelangt sie in den inneren Kreis der Suffragetten, lernt die große Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst kennen und nimmt an großen Aufständen teil. Ob sie ihr Ziel erreicht oder nicht, was aus ihrer Familie wird und alles Weitere werdet ihr erfahren, wenn ihr euch den Film anschaut. Zu streamen gibt es den Film bei Netflix und Maxdome und er kann bei anderen Plattformen kostenpflichtig erworben werden.

Aber warum hatten die Frauen damals kein Wahlrecht? Im damals vorherrschenden Gesellschaftsbild war die Frau für den Haushalt und die Kindererziehung verantwortlich. Der Mann war der Gebildete, der erwerbstätig war und politisch partizipierte. Frauen sprach man das Recht der politischen Partizipation nicht zu, da sie angeblich zu emotional und hysterisch seien. Ihre Natur sei anders als die des Mannes, weshalb dieses Recht ihnen nicht zukommen sollte (vgl. “Frauenstimmrecht” aus dem Jahr 1912 von Friedrich Sigismund).

Dieses Bild der Frau war nicht nur fest in den Köpfen der Männer verankert. Nein, auch in den Köpfen vieler Frauen, die das Wahlrecht ablehnten, beziehungsweise sich nicht mündig fühlten, um wählen zu gehen oder sich wählen zu lassen. So bildete sich aus den Gegner*innen des Frauenwahlrechts der “Deutsche Bund zur Bekämpfung der Frauenemanzipation” heraus, was den Kampf der Suffragetten noch zusätzlich erschwerte. 

Jedoch folgten mit dem ersten Weltkrieg viele Veränderungen. Das monarchische Deutschland wurde von der Republik abgelöst und die Sozialdemokrat*innen näherten sich den Ideen der Suffragetten an, sodass als Ergebnis jahrzehntelanger Bemühungen das Frauenwahlrecht 1918 in Deutschland eingeführt wurde.

Über 100 Jahre später können wir daher mitnehmen, dass sich das Kämpfen lohnt. In Deutschland haben wir noch immer nicht die volle Gleichberechtigung erlangt, obwohl sie in unserer Verfassung in Artikel 3 fest verankert ist. So ist zum Beispiel bei der letzten Bundestagswahl 2017 der Anteil der Frauen im Bundestag wieder auf 31,3% zurückgegangen. Ein ernüchterndes Ergebnis. Jedoch ist es insgesamt positiv zu bewerten, dass mittlerweile in fast allen Ländern das Frauenwahlrecht eingeführt wurde. Doch der Weg zur Gleichberechtigung aller Frauen in Deutschland und weltweit ist noch ein langer. Aber wir müssen dafür kämpfen und da sind die Suffragetten, sowie die fiktive Figur Maud Watts ein sehr gutes Vorbild.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Staaten_nach_Einführungsjahr_des_Frauenwahlrechts
http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/frauenwahlrecht/278830/stimmen-gegen-das-wahlrecht
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/bundestagswahlen/280218/wahlbeteiligung-und-briefwahl