Übelst feministische Auferstehung? – Frauen in der Kar- und Osterzeit

Ohne Frauen würden wir vielleicht nicht Ostern feiern. Ohne Frauen würde vielleicht niemand mehr von der Auferstehung sprechen. Wieso? Weil Frauen die ersten Zeuginnen der Auferstehung waren. Aber was ist eigentlich an den Tagen um Ostern passiert und wo kommen in den biblischen Erzählungen Frauen vor? 

An Gründonnerstag erinnern wir uns daran, wie Jesus das letzte Mal mit seinen Jüngern das Paschafest gefeiert hat. Bald darauf wird Jesus verhaftet und verhört. In diesem Kontext begegnet uns zum ersten Mal eine Frau: Während des Verhörs wartet Petrus, einer der Jünger, draußen. Eine Pförtnerin spricht ihn an und fragt ihn, ob er nicht auch ein Jünger Jesu sei, was Petrus leugnet (Joh 18,17). Die Pförtnerin ist die erste von insgesamt drei Personen, die Petrus diese Frage stellen. Im Laufe des Verhörs wird Jesus zum Tod am Kreuz verurteilt. Er muss sein Kreuz zum Platz der Kreuzigung tragen und wird zwischen zwei Verbrechern gekreuzigt. Dort sind auch Maria, seine Mutter, Maria, die Frau des Klopas und Maria von Magdala. Im Gegensatz zu den meisten Jüngern, die aus Angst geflohen sind (Mt 26,56), sind die Frauen auch in der Stunde seines Todes bei Jesus (Joh 19,25-27).

Doch mit dem Tod Jesu am Kreuz ist noch nicht alles zu Ende – an den nächsten drei Tagen (Osternacht, Ostersonntag und Ostermontag) wird die Auferstehung Jesu verkündet. Und an allen drei Tagen spielen Frauen im Evangelium eine sehr wichtige Rolle: Der Evangelist Lukas berichtet, dass einige Frauen sich früh am Morgen mit wohlriechenden Salben zum Grab aufmachen. Unter den Frauen sind Maria von Magdala, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus (Lk 24,10). Als sie ans Grab kommen, sehen sie, dass der Stein weggerollt wurde und der Leichnam nicht mehr da ist. Zwei Männer begegnen ihnen und sagen ihnen, dass Jesus auferstanden ist. Schnell eilen sie zu den Jüngern und berichten von ihrem Erlebnis. Doch die Jünger halten ihren Bericht für Geschwätz und glauben ihnen nicht (Lk 24,11). Bei dem Evangelisten Matthäus findet sich ein ähnlicher Bericht (Mt 28,1-10). Laut dem Evangelisten Johannes findet Maria von Magdala alleine das leere Grab. Sie geht schnell, um zwei der Jünger zu benachrichtigen und kommt dann zurück zum Grab. Während sie vor dem Grab weint, erscheint ihr Jesus, den sie zunächst für einen Gärtner hält. Also er sie jedoch persönlich anspricht: „Maria!“, erkennt sie ihn (Joh 20,16). Er trägt ihr auf, zu den Jüngern zurückzukehren, und sie berichtet ihnen von der Auferstehung. (Joh 20,18)

Maria von Magdala, auch Maria Magdalena genannt, ist nach dem Johannes-Evangelium die erste Osterzeugin – auch bei Matthäus und Lukas wird sie namentlich als eine der ersten Zeuginnen genannt. Doch wer war diese Frau und was kann ich von ihr lernen? 

Neben Maria, der Mutter Jesu, ist Maria von Magdala eine der bedeutendsten Frauengestalten im Neuen Testament. Gemeinsam mit Petrus spielt sie eine wichtige Rolle in der frühen Kirche. 

Ihr Leben wurde von Jesus total verändert: Das erste Mal begegnet sie uns in der Bibel, als Jesus sie von Dämonen bzw. Krankheiten befreit. Aus Dankbarkeit für ihre Heilung bleibt sie bei ihm, unterstützt ihn und die Jünger, nicht nur finanziell (Lk 8,1-3). Damit tut sie etwas, was ganz sicherlich nicht in das damalige Bild einer Frau passte. Maria schwimmt gegen den Strom – immer wieder: Sie verlässt ihre Heimat und ihre Familie, um Jesus nachzufolgen. Sie lässt sich nicht von den Drohungen der römischen Justiz einschüchtern, die für Trauer und öffentliches Weinen am Kreuzigungsort schwere Strafen verhängten. Anstatt wie die meisten Jünger aus Angst zu fliehen, ist sie auch am Kreuz bei Jesus. Und sie sorgt sich auch dann noch um ihn, als er schon tot ist und die Jünger längst jegliche Hoffnung aufgegeben haben, indem sie ans Grab kommt und seinen toten Körper salben will. Sie tut das, was für sie richtig und wichtig ist, egal was andere tun und denken. Maria Magdalena ist sicherlich in vielerlei Hinsicht eine ungewöhnliche und starke Frau. Das zeigt sich auch an ihrem Namen: Während Frauen in der Bibel oft durch ihre Männer bzw. Familie identifiziert werden, z. B. Maria, die Frau von Klopas (Joh 19,25), und Maria, die Mutter des Jakobus (Mk 16,1), wird Maria von Magdala über ihren Herkunftsort Magdala identifiziert – ein Zeichen von Unabhängigkeit. 

Maria hat sich nicht herrschenden Meinungen und Verhaltensweisen angepasst, sondern ging – immer im Kontakt mit Jesus bleibend – ihren ganz eigenen Weg, unabhängig von Konventionen und festen Vorstellungen, wie eine Frau zu sein und wie sie sich zu verhalten hätte. Darin kann sie auch mir ein Vorbild sein. Sie kann mir den Mut geben, als Mädchen bzw. Frau meinem eigenen Gefühl, Verstand und Gewissen zu vertrauen und so meinen eigenen Weg im Leben und Glauben zu finden, mich für das einzusetzen, was mir wichtig ist und so wiederum für andere ein Beispiel zu sein. 

Wir wissen, wie belebend mutiges und unkonventionelles Verhalten auf uns wirkt. So handeln wie eine echte Osterzeugin, die nicht resigniert, sondern trotz allem an das Leben und seine vielen Möglichkeiten glaubt – das kann auch ich in meiner Schule, Peergroup, Familie oder Ausbildungsstelle, in Gesellschaft, Kirche und Welt. Auferstehung klingt nicht zufällig so ähnlich wie Aufstehen.

Anna Lena Salomon

Kirchliche Assistentin der GCL-MF auf Bundesebene