Dorothea Christiane Erxleben, sagt dir dieser Name etwas? Nein? Mir sagte er auch nichts. Die Geschichte der Frau hinter dem Namen machte mich auf jeden Fall neugierig.
Dorothea Erxleben war im Jahr 1754 die erste promovierte deutsche Ärztin und eine Pionierin des „Frauenstudiums“ (d. h. des vollen Zugangs für Frauen zu Unis im deutschen Sprachraum).
Dorothea war Tochter eines Arztes, schon früh sehr begabt und hatte außerdem großes Interesse an naturwissenschaftlichen Themen. Ihr Vater brachte ihr viel bei, vor allem praktische und theoretische Medizin. Er nahm sie sogar mit zu Patient*innen oder sie vertrat ihn in seiner Praxis.
Später wollte sie, wie ihr Bruder, ein Studium beginnen, doch der Zugang zu einer Uni blieb ihr verwehrt. Das ließ sie nicht auf sich sitzen und sie wandte sich an Friedrich den Großen (damals König in Preußen, später König von Preußen).
Er sagte zu den Verantwortlichen der Uni in Halle: „Lasst Dorothea zur Promotion zu!“ Damals galt also schon: Vitamin B wie Beziehung ist alles! Doch Dorothea lernte einen verwitweten Diakon kennen, der schon Kinder aus erster Ehe hatte. Wegen der Betreuung der Kinder nahm sie nun doch kein Studium auf und praktizierte später ohne formelle Ausbildung als Ärztin.
Das gab viel Ärger in ihrer Heimatstadt und so begann sie nach der Geburt ihres vierten Kindes ihre Promotion nachzuholen. Obwohl sie neben der Erziehung ihrer Kinder immer ihre Praxis, die sie von ihrem Vater übernommen hatte, weiterführte und später sogar promovierte Medizinerin war, blieb sie bis zu ihrem Tod 1762 die „angesehene Frau Pastorin“.
Bis Frauen* dann offiziell Medizin studieren durften, sollte es noch über ein Jahrhundert dauern: Im Jahr 1899 beschließt der deutsche Bundesrat, Frauen zum Medizinstudium und zu den Prüfungen zuzulassen. Im Jahr 1901 konnten Ida Democh-Maurmeier und Mathilde Wagner zum ersten Mal „ganz offiziell“ (wenige Ausnahmen vorher) das Staatsexamen zur Ärztin* bzw. Zahnärztin* ablegen.
Damals waren es also noch sehr wenige Frauen*, die überhaupt Medizin studieren durften, das hat der Einblick in die Geschichte gezeigt.
Mittlerweile sind wir etwas weiter – von Gleichberechtigung können wir trotzdem noch nicht reden! Denn obwohl mittlerweile 60 bis 70 % der Medizinstudierenden Frauen* sind, bekleiden nur 10 % der Ärztinnen* Spitzenpositionen.
Das gilt aber nicht nur für den Bereich der Medizin, sondern auch für andere Berufe im Gesundheitswesen. Im Vorstand der Bundespsychotherapeutenkammer sind von fünf Vorstandsmitgliedern vier Männer*, dabei sind unter den Psychologischen Psychotherapeut*innen 75 % weiblich*. Der Anteil der Ärztinnen* auf Oberärzt*innenpositionen liegt bei 30 %, die Position einer Chefärztin* haben Frauen* noch seltener inne.
Gleichberechtigung hört also beim Rang auf!
Wie kann das sein, fragst du dich? Dafür gibt es verschiedene Gründe, u. a.:
- Die Rahmenbedingungen passen nicht. Es ist immer noch nicht leicht, Betreuungs- oder Pflegearbeit, die immer noch überwiegend von Frauen* geleistet wird, mit den Anforderungen als Führungskraft zu vereinbaren. Hierfür werden passende Modelle benötigt bzw. auch Strukturen und Anreize, die mehr Männer* in die oben erwähnte „Care-Arbeit“ bringen. Die Angebote zur Kinderbetreuung müssen weiter ausgebaut werden, u. a. weil geschlechterübergreifend die sogenannte „Work-Life-Balance“ immer wichtiger wird.
- Die männliche* Dominanz im Arbeitsleben: Frauen* arbeiten in einem System, das von Männern* geprägt ist. Und klar ist: Männer* fördern Männer*. Laut einer Studie sind 57 % der Ärztinnen* der Meinung, Männer* würden bei Beförderungen bevorzugt.
Damit sich die Zahl der leitenden Ärztinnen* erhöht, kann viel getan werden. Hier ist vor allem die Einführung einer Frauen*quote anzuführen. Was für börsennotierte Unternehmen schon festgeschrieben ist, kann auch in Unternehmen der Gesundheitsbranche helfen. Das ist ein erster Schritt, damit Frauen* in den Leitungspositionen irgendwann im selben Maß repräsentiert sind wie in der gesamten Berufsgruppe.
Auch Netzwerken kann für Frauen* ein wichtiger Karriereschritt sein. Die oben erwähnte Parade-Frau Dorothea Erxleben hat es gezeigt. Es lohnt sich, sich mit anderen zu vernetzen und vielleicht sogar eine Mentorin* zu finden. Dadurch finden Frauen* Vorbilder, die zeigen, dass Karriere und Familie keine sich widersprechenden Ziele sind. Durch Mentoring-Programme können (nicht nur) junge Ärztinnen* bei der Karriereplanung unterstützt werden, sich über Erfahrungen in der Arbeit und Weiterentwicklung in einem männer*dominierten Umfeld austauschen und erhalten Trainings, in denen sie u. a. lernen, selbstbewusst für die eigenen Kompetenzen, Vorstellungen und Wünsche einzustehen.
Ich war vor zwei Jahren auf einer Karrieremesse für Frauen* und fand es toll, mich mit anderen Frauen* auszutauschen. Gleichberechtigung ist eben noch längst nicht erreicht und wir Frauen* haben immer noch viele Hindernisse im Berufsalltag. Dabei macht es viel Spaß, sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten und das in einem sehr empowernden (= stärkenden) Umfeld.
Nichts anderes, als uns gegenseitig zu stärken und zu verbinden, will unser verbandseigenes Netzwerk Sisterhood! Ich habe dadurch schon Kontakt zu einer lieben J-GCLerin* aufgenommen, die* mir viel über ihre* Erfahrungen in einer bestimmten Branche erzählt hat.
Bist du schon dort – bei sisterhood.j-gcl.org – angemeldet? Das kann dein nächster Schritt sein, um dich mit Mädchen* und Frauen* im Verband zu connecten! Nichts wie los, auch (angehende) Medizinstudentinnen* sind dort vertreten!
Komm und lass uns gegenseitig helfen, dass viel mehr Powerfrauen* die Bedeutung und Position bekommen, die sie verdienen!
Deine Caro